Abschied aus Fleury und Ende des Abenteuers
Liebe Leserin, lieber Leser,
zum letzten Mal heiße ich dich herzlich auf meinem Blog
willkommen. Seit letztem Montag ist einiges passiert: Ich habe mich von den
Mönchen in Fleury verabschiedet und die Rückreise nach Bayern angetreten. Dort
wartete viel Bürokratie auf mich, die meinen Geist nach dieser langen Zeit der
Stille und Kontemplation im Kloster in Anspruch nahm: Organisation, Bürokratie
und Planung für die „neue Existenz“ standen an, wozu ein Umzug kommende Woche zählt.
Aber beginnen wir wiederum chronologisch:
Nachdem Lisa mit Erfolg und Gottes Hilfe am Sonntag abgereist war, habe ich die Messe in der Klosterkirche besucht, welche Frere Theophan musikalisch mit Querflöte gestaltete. Zusammen mit ihm bin ich während der Wochenenden oft baden oder wandern gegangen. Dabei haben wir oft Musik gehört, Fotos angesehen oder über Gott und die Welt sinniert: Er in stockendem Deutsch, ich in gebrochenem Französisch. Über die Zeit hat sich ein freundschaftliches Band entwickelt. Deswegen bin ich nicht sicher, ob die Liedauswahl zur Sonntagsmesse etwas mit meiner anstehenden Abreise zu tun hatte, aber es könnte sein: Zur Kommunion spielte er „May it be“ von Enya und später zum Auszug „Concerning Hobbits“ von Howard Shore, beides Stücke aus dem Film „Herr der Ringe“. Der Text von „May it be“ ist eine Art Segenswunsch, das kurze Orchesterstück „Concerning Hobbits“ die Melodie, mit welcher der Film beginnt und mit welchem das „Auenland“, der idyllische Heimatlandstrich der Hobbits assoziiert wird.
Aus diesem kleinwüchsigen „Volk“ stammt Frodo, der sich zusammen mit Sam im Laufe der Geschichte zum ersehnten Retter Mittelerdes aufschwingt. Das Schicksal Mittelerdes liegt nach der Entgegennahme des Rings in den Händen zweier geringer, unbedeutender und lustiger Kreaturen, die nur durch ihre Herzlichkeit alle anderen Kreaturen Mittelerdes zu übertreffen vermögen. Nachdem die Zerstörung des Rings „vollbracht“ ist und sich Frodo anschickt, mit Schiffen auf elbische Inseln abzusegeln, von denen es keinerlei Rückkehr gibt, wird erneut die „Auenlandmusik“ eingespielt, bevor der Film mit dem Song „Into the West“ der britischen Sängerin Annie Lennox endet. Ein toller und anrührender Film, der christliche Motive wie das des Messias aufnimmt. Besonders die Bedeutung einer tiefen und verbindenden Freundschaft arbeitet der Film eindrucksvoll heraus: Sam ist Frodos Simon von Cyrene, der Jesus das schwere Kreuz tragen hilft, hier die Bürde des Rings und seines Fluchs. Jedenfalls habe ich mich über diese melancholischen, traurigen wie schönen Musikeinlassungen Theophans gefreut. Nach der Messe hat mich Pere Abbe Matthieu ins Kapitel für Dienstagabend geladen, wo ich Gelegenheit bekam, mich auf Französisch zu verabschieden und für die Ermöglichung dieses Aufenthaltes zu danken. An dieser Stelle sei auch herzlich Frere Xavier und Pater Thomas aus Einsiedeln gedankt, die den Auslandsaufenthalt begleitet und organisiert haben. Am Dienstag bin ich das letzte Mal zur Arbeit Richtung Obsthain ausgerückt, um nahegelegene Haselnusssträucher zu schneiden.
Nach einer persönlichen Verabschiedung am
Mittwoch begann meine Reise nach Deutschland mit dem TGV und der DB nach
Regensburg, welches ich mit zweistündiger Verspätung um 1:40 Uhr am Donnerstag
erreichte.
Am Wochenende habe ich mich viel mit Bürokratie und Organisation herumgeschlagen
und sogleich meine neuen Fertigkeiten im Bereich Gartenarbeit zur Geltung
gebracht: Die Büsche und Hecken im Garten meiner Eltern können das bezeugen.
Gestern besuchte ich ebenfalls in der Heimat einen anderen Exklosterzeitler,
der seinen 29. Geburtstag feierte.
Insgesamt bin ich dankbar, einen 25-wöchigen Einblick in die
monastische Lebensweise erhalten zu haben. Die Offen- und Menschlichkeit vieler
Mönche haben mich überrascht. Durch ihre Lebensweise richten sie sich stetig
auf Gott aus. Auch heute können wir aus der Benediktregel lernen. So zum
Beispiel die Offenheit und Gastfreundschaft gegenüber Fremden wie auch ich es war:
„Alle Fremden, die kommen, sollen aufgenommen werden wie Christus: denn er wird
sagen: „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen.“ (Mt 25,35)“. Darin liegt,
so denke ich, auch eine Stärke der Benediktregel und des Glaubens an Christus.
Sein irdisches Tun und Handeln ist Kompass für das persönliche Tun und Handeln.
Dies ist sehr konkret.
Auch von euch Lesern will ich mich herzlich verabschieden und
mich dafür bedanken, dass ihr diesen Blog verfolgt und kommentiert habt. Über
eure Rückfragen und Nachrichten habe ich mich gefreut! In meinen Augen war das
stimmig und der Blog konnte so zu einem Resonanzraum werden.
Für dein Weitergehen habe ich in Fleury vor meiner Abreise
eine Kerze angezündet und dazu folgendes Gebet gesprochen, mit dem ich für
heute schließen will:
„
Que le cierge que je viens d’allumer
Soit le signe de ma presence.
Vous savez mieux
Que je ne saurais le dire
Tout ce qui habite mon coer.
Repondez a ma priere
En me faisant voir
La Vrai Lumiere :
L’amour de Jesus,
le Fils qui nous conduit au Pere.
Qu’il eclaire ma vie
Soulage mes peines
Et donne sens a toute chose,
A l’ecoute de l’Evangile.
Acceptez que ce cierge allume
Continue ma priere aupres de vous.
“
In diesem Sinne: Leb wohl oder bis
bald!
Dein Raphael
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