Woche 6: Frohe Ostern!

Liebe Leserin, lieber Leser,

schön, dass du wieder vorbeischaust und zunächst einmal: Welch eine Freude, Jesus ist auferstanden! Deshalb euch allen: Frohe Ostern! Heute will ich dir berichten, wie die Kar- und Ostertage im Kloster verlaufen sind. Die Woche war vom Programm her dicht, abwechslungsreich und ab Donnerstag lief alles anders als in den Wochen zuvor. Begonnen hat sie mit einem Besuch: Meine Schwester und ihr Sposato in spe kamen von Freitag bis Sonntag hierher. Wir haben einen schönen Spaziergang zum Sihlsee unternommen sowie die lokale „Milchmanufaktur“, eine kleine Molkerei und Käserei im Herzen Einsiedelns besucht.


Spaziergang mit Besuch

Der Montag gestaltete sich daraufhin wie der Beginn einer normalen Arbeitswoche: Vormittags ging es wieder in die Schreinerei zum Schleifen und Ölen von Bänken. Dienstags gab es dann einen neuen Auftrag: Wir haben das Skriptorium, einen Raum, in dem Schülergruppen gotische und Minuskel-Schrift mit Füller und Tinte erlernen können, gereinigt.


Skriptorium

Der Abend des Hohen Donnerstags leitete mit einer feierlichen Messe das Triduum ein, in der Abt Urban ausgewählten Gästen die Füße wusch. Seit Mittwoch sind viele neue Gäste angereist. Die gregorianischen Gesänge machten diese Feier für mich zu einem musikalischen Erlebnis. Am Ende wurde der Altar abgeräumt und das Ciborium (also das Gefäß mit den konsekrierten Hostien) nicht in den Tabernakel im unteren Chor zurückgestellt, sondern in die Unterkirche gebracht, wo bis 6 Uhr morgens durchgehend Anbetungsstunden von Mönchen gestaltet wurden. Der Karfreitag begann mit einer Trauermette um 8 Uhr, in der Vigil und Laudes zusammengefasst auf Latein gebetet wurden. Höhepunkt dieser circa anderthalbstündigen Feier war das von Mönchen und einem Chor gemeinsam gesungene Benedictus. Um 12 Uhr fand wie gewohnt eine kurze Mittagsmeditation mit drei Psalmen statt. Anschließend ging es zum Mittagessen, bevor ich um 13.30 Uhr anlässlich des Kreuzweges im Freien – geleitet von Pater Philipp und Pater Meinrad – einen Lautsprecher trug. Erstaunlich viele Leute haben daran teilgenommen. Um 16 Uhr begann dann die Karfreitagsliturgie. Wie schon am Palmsonntag war für mich wiederum die gregorianisch gesungene Passionsgeschichte das Highlight. Ab Abend gab es wieder die Möglichkeit zur Anbetung bis zum Morgen, diesmal in der Magdalenenkapelle. An einer Einheit von 5 bis 6 Uhr, der Pater Theo und Bruder Alexander vorstanden, nahm ich teil.


Morgenmeditation in der Magdalenenkapelle

Danach ging es zu einem ersten Kaffee und kleinen Frühstück rüber ins Küchenstübli. Um 8 Uhr begab ich mich wiederum zur „Trauermette“ in den unteren Chor und um 12 Uhr zum Mittagsgebet. Die Vesper fand gestern erst um 18 Uhr statt, bevor um 20.30 Uhr die Feier der Osternacht begann.


Lichtermeer zu Beginn der Osternacht in der Klosterkirche

P. Theo Flury hat diesen Gottesdienst wunderbar mit Orgelmusik begleitet. Im Anschluss gegen ca. 22.45 Uhr gab es eine kleine Stärkung bei Osterbrot und -eiern im Refektorium. Da ich gestern aufgrund der Anbetung aber schon um 4.30 Uhr aufgestanden war, war ich gestern tatsächlich etwas müde, als ich um ca. 23.45 Uhr ins Bett fiel. Heute Morgen um 10.30 Uhr habe ich am feierlichen Pontifikalamt teilgenommen. Die Messe wurde musikalisch von Orchester und Orgel (Mozartmesse) gestaltet und am Ende erteilte Abt Urban den päpstlichen Segen. Anschließend gab es ein mehrgängiges „Ostermenü“. Ihr seht, es war viel los und so schön es war, habe ich heute und die folgenden Tage ein wenig das Bedürfnis, mal ein bisschen „herunterzukommen“. Deswegen bleibt dieser Eintrag einer in seiner Würze und Kürze. Ich wünsche euch allen ein frohes Osterfest und gesegnete Feiertage!

Bleibt behütet und bis zum nächsten Mal!

Raphael

 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Herzlich willkommen!

Woche 2: Aus Zauber wird Routine

Woche 3: Die monastische Lebensweise