Woche 9: Leben und Legenden zweier Einsiedler
Liebe Leserin, lieber Leser,
herzlich willkommen zurück auf meinem Blog, auf dem ich wöchentlich meine Erlebnisse festhalte! Diese Woche war von verschiedenen kleineren Ereignissen geprägt, welche ich dir anhand einiger Bilder näherbringen will.
Am Freitag, den 19.04, haben wir mit der Klostergemeinschaft den Gedenktag des Heiligen Gerold begangen, der Mönch im Großwalsertal (Vorarlberg) war und dort begraben wurde. Im ökumenischen Heiligenlexikon findet sich dazu folgender Eintrag:
„Gerold, der
Überlieferung zufolge aus edler Familie in Sachsen stammend,
verließ Frau und Kinder und wurde um 960 Einsiedler in Frisun - dem
heutigen St.
Gerold. Die Legende erzählt, dass ihm ein Bär zu Diensten war, dass
Gerold der Bevölkerung durch Predigt, Versorgung und Wundertaten half und sich
ihm nach einiger Zeit seine beiden Söhne anschlossen. Seinen Besitz schenkte er
970 dem Kloster
Einsiedeln. Die Überlieferung weiß von Gerolds sanftem, seligen Tod.
Tatsächlich lässt das Loch in seiner Kopfreliqie eher
darauf schließen, dass er durch einen Überfall starb, als wohl Räuber sich
seinen Besitz zu eigen machen wollten. Nach Gerolds Tod wurde mit Mönchen
des Klosters
Einsiedeln eine Propstei errichtet, die einen Gutsbetrieb mit
Leibeigenen betrieb. 1349 erhielt sie Gerolds Namen. Gerolds Gebeine wurden
erst nach Einsiedeln, am 19. April 1663 wieder nach Frisun zurückgebracht.“
Die Propstei St. Gerold (im Bildhintergrund zu sehen und unten) gehört zusammen mit dem Kloster Fahr bis heute zur Abtei Einsiedeln. Oben dargestelltes Portrait findet sich im Kreuzgang des Klosters und wurde anlässlich des 1000-jährigen Gründungsjubiläums 1934 als Teil eines Heiligenzyklus von Pater Bernhard Flüeler OSB gemalt. Die Bilder haben – wie ich finde – monumentale Züge und damit Ähnlichkeit zu Kunstrichtungen wie dem sozialistischen Realismus. Dass die Farben nach nun 90 Jahren so markant und kräftig hervortreten, erscheint mir bemerkenswert. Gleiches gilt für die asamsche Deckenbemalung der Klosterkirche, welche nun schon über dreihundert Jahre in prächtigen Farben leuchtet. Ob diese Gemälde durch eine Restaurierung wiederhergestellt wurden, weiß ich allerdings nicht…
Außerdem wurde diese Woche der Website-Text anlässlich des 1100-jährigen Jubiläums des Heiligen Wolfgangs fertig, an dem ich mitgewirkt habe. Dieser handelt von seinem Leben, insbesondere von seinem Aufenthalt in Einsiedeln 966 bis 972. Mehr dazu findest du unter folgendem Link: www.kloster-einsiedeln.ch/wallfahrt/allgemein/1100-jahre-heiliger-wolfgang. Nachdem der Text online gegangen war, hat mir Pater Philipp freundlicherweise zwei Wolfgangsmedaillen geschenkt, auf welchen St. Wolfgang und die Orte, an denen er wirkte, eingraviert sind. Am 31.10, Wolfgangs Gedenktag, wird es ein feierliches Pontifikalamt zu seinem Gedächtnis geben.
Ansonsten gab es hier oben einen Wintereinbruch, sodass es die letzten Tage viel geschneit hat. Ich habe meine Rollkragenpullover wieder herausgeholt und die Winterstiefel. So viel nach draußen gehen will ich nicht – Könige gehen nur bei Königswetter in die Natur 😊. Die Natur scheint aber ein wenig irritiert: An den warmen Wochenenden zuvor waren Tulpen und Narzissen gewachsen und die Bäume im Abteihof ergrünt. Nun hat sich eine Schneedecke über die empfindlichen Blüten gelegt. Mal sehen, ob sie nächste Woche noch blühen werden…
Daneben gab es auch erfreuliche Nachrichten: Mein Cousin ist stolzer Vater einer fidelen Sophia geworden. Für sie habe ich in der Klosterkirche noch ein Kerzli angezündet. In der Kirche – während der Gottesdienste – unterstütze ich nun außerdem Pater Lukas beim Eintippen der Lieder für den Projektor und nächste Woche beginnt die neue Arbeit an der Etikettiermaschine in der Weinkellerei. Ich bin gespannt, wie sich diese gestalten wird. 😊
In diesem Sinne
wünsche ich euch allen wie immer Gottes Segen und eine gute neue Woche!
Herzlich!
Raphael
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